Es gibt neue Immobilienberufe, die heutzutage noch nicht sehr bekannt sind. Welche Jobs werden sich auch künftig am Immobilienmarkt behaupten können? Welchen Einfluss wird die zunehmende Automatisierung auf die Branche haben? HAUSGOLD verschafft Ihnen einen ersten Überblick.
Die Immobilienbranche in Deutschland bietet viele Jobs und gutes Gehalt. Deshalb entscheiden sich immer mehr junge Menschen für eine Karriere als Makler, Architekt oder Finanzierer. Der Personalbedarf der Branche ist noch lange nicht ausgeschöpft. Gerade Quereinsteiger reizten Immobilienberufe, wie zum Beispiel der des Maklers, verrät Bundesgeschäftsführer des Immobilienverbands Deutschlands (IVD) Sven Johns. „Viele von ihnen wollen sich als Makler selbstständig machen und durch eigenen Fleiß und die unternehmerische Fähigkeit die Höhe ihres Einkommens eigenverantwortlich bestimmen“, so Johns. Laut einer Studie der Gesellschaft für Immobilienforschung (GIF) sind insgesamt 1,6 Millionen Menschen in der Immobilienbranche tätig. Das macht einen Anteil von 4,1 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland aus. Der Gesamtumsatz der Branche beträgt im Jahresdurchschnitt rund 150 Mrd. Euro. Das entspricht einem BIP-Anteil von 6,75 Prozent.
Doch wer jetzt nur an "traditionelle" Immobilienberufe wie Makler, Architekt, Hausverwalter, Immobiliengutachter oder Home Stager denkt, der wird überrascht.
Tassen, Teller, Hammer oder Schraubenzieher. Hat man den passenden Gegenstand gerade mal nicht zur Hand wird es eben schnell gedruckt. Zwar ist diese praktische Angelegenheit heutzutage noch etwas kostspielig, dennoch werden schon bald viele Convenience-Shops oder Tante-Emma-Läden durch 3D-Shops ersetzt werden.
Doch wie sieht es aus mit gewölbten Brücken, großen Häusern oder ganzen Gebäudekomplexen? Bald schon kann diese fiktiv wirkende Vorstellung Realität sein. Branchenvertreter sehen in 3D-Druckern ein enorm großes Potential für die gesamte Immobilienwirtschaft. So lassen sich Serienproduktionen aus beliebigsten Materialen fertigen – und das praktisch auf Knopfdruck. Die Produktion von Bau- oder Ersatzteilen kann direkt vor Ort auf der Baustelle erfolgen. Eine aufwendige Planung der Logistik und Anlieferung fällt weg. Somit mag es der traditionelle Architekt oder Bauingenieur in Zukunft schwerer haben als gewohnt. Aktuell arbeiten rund 180.000 Erwerbstätige als Architekten oder in Ingenieursbüros, verlautet die GIF. Statistiken über die Beschäftigung von 3D-Druck-Ingenieuren liegen aktuell noch nicht vor. Doch gerade 3D-Ingenieure dürften in Zukunft gefragte Experten sein.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Natürliche Grünflächen müssen großen, oftmals unschön aussehenden, Gebäudekomplexen weichen. Alles mit dem Ziel, Wohnraum zu schaffen. Nicht umsonst halten sich die Trends rund um das Thema Nachhaltig- und Natürlichkeit seit Jahren.
Die Sehnsucht und Nachfrage nach regionalem, frischem Obst und Gemüse wächst rapide. Um den Bedarf an frischen Lebensmitteln direkt aus der Stadt zu stillen, haben Vertreter aus Forschung und Politik ein fortschrittliches Projekt realisieren können: Vertical-Farming. Hierbei handelt es sich um eine Technologie der modernen Landwirtschaft. Durch die Anbringung sogenannter „Farmscrapers“ an mehrstöckige Gebäude oder Hochhäuser sollen pflanzliche Erzeugnisse in Masse produziert werden. Unter gewächshausartigen Bedingungen sollen ganzjährig eine Vielzahl an Früchten, Gemüse, Pilze und Algen erzeugt werden. Positive Nebeneffekte? Transportkosten werden minimiert, Treibhausgase reduziert. Doch damit diese „Wunderwaffen“ der Zukunft auch zum Tragen kommen können, bedarf es kompetenten Farm Designern, die sich dieser äußerst komplizierten Aufgabe annehmen. Das Bauen und Betreiben dieser Anlagen ist ein hochaktuelles Thema für die Immobilienbranche und ein Tätigkeitsfeld, das nicht nur viele Jobs, sondern auch Sinn stiftet.
Das Berufsbild des „Building-Information-Modelers“ gibt es bereits. Allerdings steckt es in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Kaum einer weiß, wofür das Akronym überhaupt steht. In erster Linie ist der BIM-Koordinator in der Planungs- und Realisierungsphase für die Datenverwaltung, das Erstellen von virtuellen Modellen, sowie deren Aktualisierung und Pflege zuständig. In der Praxis bedeutet dies konkret, dass der BIMler alle Teilplanungen aufeinander abstimmt, um Kollisionen zu vermeiden. Er ist die Schnittstelle zwischen Steuerung, Kontrolle und Koordination – alles vor dem Hintergrund des Daten- und Informationsflusses. Zu unterscheiden sind die Tätigkeitsfelder des BIM-Managers und des BIM-Koordinator. Ersterer kümmert sich vornehmlich um die Übereinstimmung der Aufgaben aus Bauingenieurswesen und Architektur. Letzterer ist eher für die Datenverwaltung und -qualität verantwortlich. Durch die inhaltliche Nähe zu Gebäudedaten haben vor allem Architekten in diesem Berufs- beziehungsweise Aufgabenfeld eine zukunftsträchtige Perspektive.
In Deutschland gibt es bislang nur wenig qualifizierte und unabhängige Aus- und Weiterbildungsangebote. Daher ist es Aufgabe der Unternehmen, eigenverantwortlich BIM-Methoden in Arbeitsprozesse zu integrieren.
Lange war die Immobilienbranche vor den innovativen Eingriffen der technologischen Entwicklung verschont. Doch die Makrotrends sind eindeutig. Mehr Automatisierung und Technologie werden auch die Immobilienbranche dazu zwingen, langfristig umzudenken. Prägende Schlagwörter (neben den bereits genannten) hierfür sind zum Beispiel Augmented Reality, Smart Homes oder Big Data Analytics. Dass sich der technologische Wandel nicht immer zwangsläufig negativ auf die Personallandschaft auswirken muss, beweisen die neuen Berufe, die dadurch entstanden sind.
Fazit und Ausblick: Die Mehrheit der neuen Technologien befindet sich noch in den Entwicklungsstufen. Ihre vollen Potentiale erreichen sie noch nicht in den kommenden Jahren. Unvermeidlich jedoch ist, dass die Immobilienbranche und die dazugehörigen Berufe indirekt oder direkt beeinflusst werden.
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