Lennart Teubler
Lennart Teubler
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Der individuelle Sanierungsfahrplan, kurz iSFP, ist ein Beratungsinstrument des Bundeswirtschaftsministeriums für die effiziente Modernisierung von Gebäuden. Dabei wird der Ist-Zustand des Gebäudes ersichtlich und welche Sanierungs-und Modernisierungsarbeiten für eine energetische Sanierung notwendig wären. Wir beleuchten, warum ein solcher Plan unerlässlich ist und wie er Ihnen helfen kann, Ihre Immobilie nachhaltig und wirtschaftlich aufzuwerten.
Ein individueller Sanierungsfahrplan ist ein maßgeschneidertes Konzept, das für ein bestimmtes Gebäude erstellt wird, um deren Energieeffizienz zu verbessern. Er umfasst eine detaillierte Analyse des aktuellen Zustands des Gebäudes sowie einen Stufenplan für die Durchführung von Sanierungsmaßnahmen. Teil der Beratung ist auch die Motivation des Eigentümers, die empfohlenen Maßnahmen durchzuführen und auf diese Weise ein Zukunftsbild des CO2 neutralen Zuhauses zu schaffen.
Dabei erhalten Eigentümer ein genaues Bild Ihrer Immobilie:
Der individuelle Sanierungsfahrplan wurde von der Deutschen Energie-Agentur (dena) im Auftrag folgender Institutionen gegründet:
Hiermit wird die bisherige Energieberatung für Eigentümer in ganz Deutschland einheitlich, wodurch das Verfahren vereinfacht und die Bearbeitung der Förderanträge beschleunigt wird. Hausbesitzer haben den Vorteil, dass Sie einen verständlichen Überblick über die Ergebnisse der Energieberatung erhalten und außerdem erfahren, durch welche Maßnahmen sie die Energieeffizienz ihrer Immobilie steigern können.
Die stufenweise Modernisierung eines Hauses bietet gegenüber einer umfassenden Sanierung auf einmal mehrere Vorteile:
Eine stufenweise Modernisierung ermöglicht es, die finanzielle Belastung über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Dies ist besonders für Hausbesitzer relevant, die nicht über ausreichende Mittel für eine komplette Sanierung auf einmal verfügen. Auf diese Weise werden “Einsparungen” wie eine zu dünne Dämmung umgangen.
Bei einer stufenweisen Sanierung können Sie sich auf einzelne Projekte konzentrieren, was die Planung und Ausführung vereinfacht. Dies ermöglicht eine höhere Qualität bei jedem Schritt, da Sie sich auf jedes Detail konzentrieren können, ohne von der Komplexität eines Gesamtprojekts überwältigt zu werden. Außerdem können Abhängigkeiten zwischen den Maßnahmen berücksichtigt werden.
Sie bietet mehr Flexibilität. Jede Sanierungsphase gibt Ihnen die Möglichkeit, aus den Erfahrungen zu lernen und Anpassungen für die nächsten Schritte vorzunehmen. Dies kann zu effizienteren und kostengünstigeren Lösungen in späteren Phasen führen. Sie können z.B. die Maßnahme mit der größten Energieeinsparung als ersten Schritt durchführen und auf diese Weise früh im Prozess von reduzierten Energiekosten profitieren.
Ein wichtiger Pluspunkt für den Wohnkomfort ist der, dass eine gänzliche Modernisierung in vielen Fällen bedeuten würde, dass Sie auf einer Baustelle leben. Einzelmaßnahmen geben Ihnen die Möglichkeiten, sich räumlich anzupassen.
Der individuelle Sanierungsfahrplan wird üblicherweise von qualifizierten Fachleuten erstellt, die über spezifisches Wissen und Erfahrung im Bereich der Gebäudesanierung verfügen. Dazu gehören:
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Jetzt kostenlos bewerten lassenDie Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans läuft typischerweise in mehreren Schritten ab:
Schritt 1: Kontaktaufnahmen, Auftragsvergabe
Zuerst nehmen Sie Kontakt mit einem qualifizierten Energieberater oder einem Fachbetrieb auf und erteilen den Auftrag für die Erstellung eines Sanierungsfahrplans. Zu der Auftragsvergabe gehört vor allem die Aufklärung über die Vorgehensweise der Erarbeitung des Sanierungsfahrplans sowie Kosten, die durch das Erstellen dessen entstehen.
Schritt 2: Vor Ort Besichtigung und Ist-Zustand-Analyse der Immobilie
Bei der Vor-Ort-Besichtigung werden die wichtigen Daten des Gebäudes erfasst, um anschließend eine ausgiebige Gebäudeanalyse durchzuführen. Dazu zählen Daten wie das Baujahr, verwendete Baustoffe, bisherige Sanierungsmaßnahmen und der aktuelle Energieverbrauch, Zustand der Gebäudehülle, der Fenster, Türen und Dämmung.
Zu den Daten des Energieverbrauchs zählen der Energieausweis, die Heizkostenabrechnung und die Stromverbrauchsdaten.
Schritt 3: Erstellung eines Maßnahmenkatalogs
Im nächsten Schritt gibt es konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Energieeffizienz, wie z.B. Nachrüstung der Dämmung, Austausch von Fenstern, Erneuerung oder Optimierung der Heizungsanlage, Installation von Solartechnik usw.
Schritt 4: Priorisierung und Phasenplanung
Eine Liste der vorgeschlagenen Maßnahmen in der Reihenfolge ihrer Priorität, basierend auf Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Energieeinsparungspotential und Dringlichkeit.
Schritt 5: Kosten-Nutzen-Analyse und Fördermöglichkeiten
Abschätzung der Kosten jeder vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahme und der erwarteten Energieeinsparungen oder anderweitigen Vorteile.
Ein weiterer Faktor für die endgültige Zusammenfassung sind Fördermöglichkeiten. Energieberater geben Hinweise auf staatliche, regionale oder lokale Förderprogramme, die für die Finanzierung der Maßnahmen in Anspruch genommen werden können.
Schritt 6: Abschlussbericht und Beratung
Abschließend wird ein Plan festgelegt. Dieser kann eine Gesamtsanierung beinhalten oder wie üblich einen Plan, welcher in mehreren Schritten abgearbeitet wird. Dieser detaillierte Plan gibt an, in welchem Zeitrahmen die einzelnen Maßnahmen idealerweise umgesetzt werden sollten.
Durch eine zusätzliche Beratung erfahren Sie, wie die Maßnahmen umgesetzt werden, welche Handwerksfirmen hinzugezogen werden sollten und wie das gesamte Baumanagement geführt werden sollte.
Bei Bedarf kann eine Begleitung des Fachmanns während der Umsetzung in Anspruch genommen werden.
Im Folgenden wollen wir Ihnen zeigen, wie die genauen Dokumente aussehen und was in einem Sanierungsfahrplan im Detail zu sehen ist. Dazu zählen die Darstellung des Ist-Zustandes des Gebäudes, das energetische Nutzungsverhalten sowie der Maßnahmenkatalog im Zeitstrahl.
Beim Ist-Zustand des Gebäudes wird auf unterschiedliche Art und Weise dargestellt. Zum einen wird das Haus in 8 Komponente zerlegt:
Diese werden bewertet und erhalten eine farbliche Zuordnung. Die farbliche Zuordnung macht es für den Leser verständlich, in welchem aktuellen energetischen Zustand die Immobilie ist. Rot steht dabei für dringend Sanierungsbedürftig und Grün für das bestmögliche Ergebnis. Im Laufe der Sanierungsarbeiten sollten die rot markierten Komponenten ( über orange und gelb) immer grüner werden.
Quelle: Bild aus Mustervorlage von Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
Die Farbskala enthält 7 Farben von Rot über Gelb bis Grün. Hinter der farblichen Darstellung stehen dazugehörige Werte. Die Werte basieren auf der Berechnung nach ENEF Randbedingungen.
Mängel und wichtige Sachverhalte werden anhand von Fotos untermauert. Wie z.B. ungedämmte Decken, Fenster und das Heizsystem. Die wichtigsten Gebäudedaten werden als Tabelle hinzugefügt:
Gebäudedaten | |
---|---|
Standort | Musterstadt |
Gebäudetyp | Reihenhaus |
Baujahr | 1967 |
Wohnfläche | 176 m² |
Vollgeschosse | 2 |
Keller | ja/unbeheizt |
Dach | unbeheizt |
Baujahr Heizung | 1994 |
Bisherige Sanierung | Türen und Fenster 1995 |
Nutzung erneuerbarer Energien | nein |
Die Tabelle dient als Beispiel, es handelt sich nicht um reale Werte und Daten
Ein weiteres Dokument umfasst das energetische Nutzerverhalten des Eigentümers bzw. Nutzers des Gebäudes inklusive Hinweise für ein optimales Verhalten. Anhand der Messungen wird eine Tabelle erstellt, in welcher das Verhalten aufgezeigt wird. Diese könnte bspw. so aussehen:
Einflüsse | Nutzungsverhalten |
---|---|
Raumtemperatur bei Anwesenheit | 19 °C |
Abwesenheit | Morgens bis Nachmittags (Mo-Fr) |
Raumnutzung | Keller und Dachgeschoss keine Nutzung |
Warmwasser | tägliches Duschen und Geschirrspüler |
Lüftungsverhalten | Stoßlüften morgens und Abends |
Es handelt sich bei Tabelle um ein Beispiel, die Daten sind nicht real
Anhand dieser Daten wird eine Empfehlung für das zukünftige Nutzungsverhalten erstellt. Dazu können Empfehlungen wie richtiges Lüften, dass die Heizkörper nicht zugestellt werden sollen, dass die Raumtemperatur an die An-und Abwesenheiten angepasst wird uvm.
Der Ist-Zustand plus fünf aufeinanderfolgende Schritte ist das max. an Maßnahmenpaketen, was akzeptiert wird. Je Schritt werden max. 5 Maßnahmen angegeben.
Es ist sinnvoll sich für die Vor-Ort-Besichtigung als vorzubereiten. Eine Checkliste hilft, um den Überblick zu behalten
Vollständige Unterlagen zusammensammeln
Energieverbrauchsdaten zusammentragen
Finanzielle Informationen
Ziele und Prioritäten
Fragen und Anliegen
Terminplanung
Sonstige Dokumente
Nutzung des Gebäudes
Kontaktdaten von bevorzugten beteiligten Parteien
Die Umsetzung eines Sanierungsfahrplans ist nicht verpflichtend. Der Sanierungsfahrplan dient als Leitfaden und Empfehlung für Gebäudeeigentümer, um ihr Eigentum energetisch zu optimieren. Die Entscheidung, ob und in welchem Umfang die vorgeschlagenen Maßnahmen realisiert werden, liegt beim Eigentümer.
Der Fahrplan zielt darauf ab, dem Eigentümer Informationen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Die Umsetzung der Maßnahmen ist daher eine Entscheidung, die auf der Grundlage persönlicher, finanzieller und zeitlicher Überlegungen getroffen wird. Eigentümer können auch nur einen Teil des Plans umsetzen oder den Plan modifizieren bzw. ändern um ihn auf ihre persönlichen Anforderungen anzupassen.
Es sollte bei der Beantragung von Fördergeldern darauf geachtet werden, dass diese an spezifische Maßnahmen gebunden sein können. In solchen Fällen sollte der Plan entsprechend den Anforderungen der Förderprogramme befolgt werden, um die Fördergelder zu erhalten
Die Kosten für die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans in Deutschland hängen von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Größe und Komplexität des Gebäudes. Es kann mit Beträgen von bis zu 2.500€ gerechnet werden. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Kosten variieren können, je nachdem, wie umfangreich und komplex das Sanierungsvorhaben ist.
Es gibt Fördermittel für die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans. Das bekannteste Fördermittel ist das der Bafa. Die Bafa fördert die Energieberatung bis zu 50%. Bei Ein-und Zweifamilienhäusern wird eine Summe von maximal 650€ und bei Mehrfamilienhäusern bis zu 850€ übernommen. Zusätzlich dazu gibt es noch maximal 250 Euro einmalig pro WEG bei Erläuterung der Beratungsergebnisse im Rahmen einer Wohnungseigentümerversammlung.
Dabei gelten folgende Voraussetzungen:
Rund um die Sanierung des Eigenheims gibt es viele Fördermittel. In Bezug auf den Sanierungsfahrplan ist jedoch zu erwähnen, dass Eigentümer, die sich für einen Sanierungsfahrplan entschieden haben, auf die Förderung bestimmter Maßnahmen weitere 5% an Förderung erhalten.
Unter diese Maßnahmen fallen Sanierung der Gebäudehülle, Optimierung der Anlagentechnik und Maßnahmen zur Heizungsoptimierung
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Kostenlose Photovoltaik BeratungWichtiger Hinweis: Unsere Artikel dienen als informative Ratgeber und stellen demnach keine verbindliche Rechtsberatung dar.
Lennart Teubler
Lennart Teubler
Inspiriert durch das Projekt DESERTEC und dessen Idee, regenerativ erzeugten Strom aus der Wüste Saharas in Europa zu nutzen, begann mein Weg mit einem Studium Energie- und Umwelttechnik. Begleitende Tätigkeiten bei Herstellern und in Planungsbüros führten mich in die Richtung der Gebäudetechnik.
Als technischer Berater bei einem renommierten Hersteller für Wärme- und Stromerzeuger stand ich täglich in Kontakt mit Installateuren, Planern und Endkunden.
Seit ein paar Jahren bin ich als selbstständiger Energieeffizienz-Experte unterwegs und berate zu energetischen Themen der Anlagentechnik und Gebäudehülle.