Die Zinsbindung Ihres Immobilienkredits ist abgelaufen. Eine Restschuld bei der Baufinanzierung ist allerdings noch offen. Was jetzt? Kreditnehmer können den Kredit weiterlaufen lassen oder sich für eine Anschlussfinanzierung in Form eines Forward Darlehen entscheiden. Doch lohnt sich das? Was steckt genau dahinter und wie teuer ist ein Forward Darlehen? Alle Fakten hierzu und mehr erfahren Sie hier.
Hinter dem Forward Darlehen verbirgt sich eine besondere Form der Anschlussfinanzierung. Diese wird benötigt, wenn Bauherren den Hauskredit für die Immobilienfinanzierung noch nicht komplett abgezahlt haben, aber keine Zinsbindung mehr besteht. Für die Restschuld, die noch besteht, benötigt der Kreditnehmer die Anschlussfinanzierung.
Das Forward Darlehen ist ein ganz normales Annuitätendarlehen, mit immer gleichbleibender Darlehensrate. Der Unterschied zu anderen Anschlussfinanzierung liegt darin, dass das Forward Darlehen bereits 66 Monate vor Auszahlung abgeschlossen werden kann. Mehr dazu erfahren Sie in folgendem Absatz.
Diese Form des Darlehens funktioniert wie jede andere Anschlussfinanzierung. Allerdings existiert eine Besonderheit: Sie einigen sich mit dem Finanzgeber bereits lange vor dem Ende der alten Zinsbindungsfrist über die Zinshöhe. Das kann 66 Monate im Voraus geschehen. Der Kreditnehmer kann also zu Zeiten von Niedrigzinsen die Anschlussfinanzierung abschließen und sich auf diesem Wege geringere Kreditkosten sichern. Die Zeit zwischen dem Abschluss und der Auszahlung wird Forward - Phase genannt, daher der Name Forward Darlehen.
Für die Zeit, die das Darlehen im Voraus abgeschlossen wurde, verlangen die Banken einen Zinsaufschlag. Die Höhe der Zinsen ist davon abhängig, wie weit im Voraus das Darlehen abgeschlossen wurde. Damit schützen sich die Banken, vor einem zu großen Verlust. Allerdings fallen bei einem Forward Darlehen keine Bereitstellungszinsen an.
Die Länge der Vorlaufzeit hängt vom Anbieter ab. Zumeist ist der früheste Termin fünf Jahre vor Ende der Zinsbindungsfrist. Der späteste Termin ist sechs Monate vor Ablauf der Zinsbindungsfrist. Da sich nur schwer in die Zukunft blicken lässt, sollten Sie frühestens drei Jahre vor Fristende die Lage analysieren.
Auf der Suche nach dem richtigen Forward Darlehen, sollten Kreditnehmer einen Vergleich verschiedener Banken vornehmen. Dabei sollte auf mehrere Parameter geachtet werden:
Das sind die Vorteile und Nachteile eines Forward Darlehens auf einen Blick.
Vorteile
Nachteile
Hierfür sind zwei Variablen entscheidend:
Aus diesen beiden Variablen ergibt sich der Forward Darlehen Zinsaufschlag. Der Forward Aufschlag wird auf den Sollzinssatz der Anschlussfinanzierung gerechnet. Hierbei greift die Regel, dass der Forward Darlehen Zinsaufschlag umso höher ist, je länger das derzeitige Darlehen noch besteht und je länger die gewünschte Zinsbindung des Forward Darlehens ist. Es lässt sich daraus folgende Formel erstellen:
Aufschlag für Vorlaufzeit x Länge der Vorlaufzeit + aktueller Zinssatz = Zinssatz für das Forward Darlehen.
Viele Banken erlassen den Forward Aufschlag, sofern die Zeit bis zum Zinsbindungsende lediglich ein Jahr beträgt. Für jeden weiteren Monat danach, erhebt die Bank einen Forward Aufschlag.
Um konkret ein Forward Darlehen zu berechnen, sind neben den bereits erwähnten Variablen die Zinsbindungslänge der Anschlussfinanzierung, die Höhe des Darlehensbetrags und die gewünschte Tilgung entscheidend.
Wird für die Anschlussfinanzierung der Kreditgeber gewechselt, übernimmt nun eine neue Bank die Grundschuld und möchte diesbezüglich im Grundbuch als Sicherheit eingetragen werden. Hierfür gibt es zwei Wege:
1. Möglichkeit: Die bestehende Grundschuld des alten Finanzierungsgebers wird gelöscht und die neue Bank als Gläubiger im Grundbuch aufgenommen. Der Nachteil: Es entstehen hohe Notarkosten.
2. Möglichkeit: Die alte Bank tritt die Grundschuld an die neue Bank ab. Dieses Verfahren ist kostengünstiger.
Die genaue Höhe der Zinsen einer Anschlussfinanzierung erfährt der Kreditnehmer nur im Gespräch mit seiner Bank. Ein guter Anhaltspunkt sind die aktuellen Bauzinsen, welche für ein Baudarlehen mit geringem Finanzierungsbedarf erhoben werden.
Tipp: Alle wichtigen Informationen über Zinsentwicklungen lesen Sie in unserem Artikel über Hypothekenzinsen.
An dem Zeitpunkt, an dem die Darlehenssumme ausgezahlt wird, startet bei einem echten Forward Darlehen die Zinsbindung. Bei einem unechten Forward Darlehen ist dies anders. Bei diesem beginnt die Frist der Zinsbindung zum Zeitpunkt des Abschlusses des Vertrags.
Ja, das ist prinzipiell möglich. Wird allerdings vor Auszahlung der Kreditsumme gekündigt, ist zumeist eine Nichtabnahmeentschädigung fällig. Erfolgt die Kündigung während der Sollzinsbindung, erhebt der Finanzgeber eine Vorfälligkeitsentschädigung.
Besteht eine längere Zinsbindungsfrist, kann der Darlehensnehmer sein Forward Darlehen wie jeden anderen Hauskredit nach 10 Jahren plus einer Kündigungsfrist von 6 Monaten kostenfrei kündigen. Dafür steht das Sonderkündigungsrecht nach § 489 BGB.
Gehen Sie mit Ihrer Bank alle Formalien durch. In einem Kreditvertrag lassen sich auch individuelle Vereinbarungen festlegen.
Es gibt die Möglichkeit, den bestehenden Kredit zu verlängern. Das nennt sich Prolongation. Eine weitere Alternative ist die Umschuldung. Sollte es Probleme geben einen Kredit zu bekommen, kann man sich auch für eine Immobilienverrentung entscheiden. Hierbei wird die Immobilie verkauft. Der Verkäufer genießt aber anschließend ein Wohn- und Nießbrauchrecht über dem Objekt. Der Immobilienkredit wird ebenfalls von dem Käufer abgezahlt.
Wer sich für ein Forward Darlehen entschieden hat sollte den Vertrag nicht übereilt unterschreiben, sondern folgende Aspekte überprüfen: